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Samstag, November 30, 2024

Radio Bremen-Reportage „Scheiß auf Moral! – 5 Jahre Flüchtlingskrise“ am Montag, 18.5., um 22:45 Uhr im Ersten - Unternehmen-News.de

Medien / KulturRadio Bremen-Reportage "Scheiß auf Moral! - 5 Jahre Flüchtlingskrise" am Montag, 18.5., um 22:45 Uhr im Ersten

Bremen (ots) – In der Radio Bremen-Reportage „Rabiat: Scheiß auf Moral! – 5 Jahre Flüchtlingskrise“ schaut Rabiat-Reporterin Anne Thiele erneut dorthin, wo Europa gerne wegschaut. Denn an den europäischen Außengrenzen steht das von der Schuldenkrise gebeutelte Griechenland ganz allein vor der Frage, wohin mit all den Menschen, die trotz des Flüchtlingsabkommens aus der Türkei dort über die Grenzen kommen. Und auf eine Antwort scheinen alle Bewohner der griechischen Insel bis heute sehnsüchtig zu warten. Zu sehen ist die Reportage am Montag, 18.5., 22.45 Uhr im Ersten und Sonntag, 17.5., ab 18 Uhr in der ARD Mediathek ( https://www.ardmediathek.de/ard/ ).

„Alles schon gesehen? Klar, Berichte gab es genügend. Warum reden wir dann drüber? Weil es nicht aufhört und weil die, die hier leben, sich von Europa im Stich gelassen fühlen.“ Mit diesen Worten leitete Rabiat-Reporterin Anne Thiele vor anderthalb Jahren ihre Y-Kollektiv-Reportage über die Situation auf Lesbos ein.

Heute muss man feststellen: Es ist kein bisschen besser geworden. Im Gegenteil: Anfang März 2020 ist die Situation auf Lesbos so sehr verschärft, dass Y-Kollektiv-Reporter Nico Schmolke der griechischen Insel einen weiteren Besuch abstattete und dabei selbst um seine Sicherheit fürchten musste.

Und mittlerweile ist die Lage weiter eskaliert: Die Geflüchteten bleiben auf engstem Raum zurück, während die meisten freiwilligen Helfer aus Angst vor der Corona-Pandemie längst abgereist sind und Hilfsorganisationen ihre Mitarbeiter nach Hause holen. Über eine Evakuierung des Camps aufs griechische Festland wird gestritten.

Aktuell leben um die 20.000 Menschen in dem Flüchtlingscamp in Moria auf Lesbos, das eigentlich nur für rund 3.000 Geflüchtete ausgelegt war. Eine Zerreißprobe, nicht nur für die Menschen, die dort ankommen und deren Traum vom Paradies Europa in provisorischen Zelten auf engstem Raum zerplatzt. Auch die griechischen Bewohnerinnen und Bewohner der Insel haben langsam genug. Wirtschaftlich, persönlich und mit ihren Nerven geraten sie immer mehr an ihre Grenzen. Verständlich, denn selbst in deutschen Städten bleibt der Umgang mit Geflüchteten problematisch und führt zum Beispiel auf der Bremer Discomeile zu Konflikten, in die nicht selten auch die Polizei verwickelt wird.

Dass es so nicht weitergehen kann, das stand bereits bei Anne Thieles Besuch auf Lesbos vor anderthalb Jahren fest; die zentralen Fragen bleiben jedoch. Wer ist in der Verantwortung, etwas zu ändern, und warum tun die Verantwortlichen nichts, um etwas an der Situation zu ändern?

Als Erdogan dann Anfang 2020 beschloss, die Grenze zur EU zu öffnen, eskalierte die Situation auf Lesbos, das nur wenige Kilometer von der Türkei entfernt liegt. Helfende und Freiwillige wurden von rechten Schlägertrupps attackiert, Migranten und Geflüchtete verprügelt und Journalistinnen und Journalisten angegriffen. Lesbos, so scheint es, hat endgültig die Schnauze voll. Was sind das für Leute, die nun zu Gewalt übergehen – organisierte Rechte oder normale Bürgerinnen und Bürger?

Kaum ein Thema hat sich die vergangenen Jahre in den Medien so vehement gehalten wie die Frage nach dem richtigen Umgang mit Geflüchteten in der EU. Alles schon gesehen? Ja, klar. Aber gerade in Zeiten, in denen die deutsche Wohlstandsgesellschaft vom Coronavirus zur Rückbesinnung auf Solidarität und Achtsamkeit gezwungen wird, müssen diese Fragen gestellt werden: Kommt das Virus hier der Politik zuvor und macht mit Grenzschließung und Aussetzung des Asylrechts möglich, was für die Politik rechts der Mitte bisher nicht durchsetzbar war? Oder: Will die Gesellschaft in Zeiten von gelebter Solidarität und größtmöglicher Achtsamkeit wirklich, dass mit schutzsuchenden Menschen so unwürdig umgegangen wird?

Stabliste:

Buch/Regie: Anne Thiele, Nico Schmolke

Kamera: Andy Lehmann

Schnitt: Danny Breuker

Ton: Boris Joens

Mischung: Hajo Burgdorf

Coloristin: Safy Jana Reske

Produktionsleitung: Christoph Dohne, Michael Kappler

Producer: Manuel Möglich, Christian Tipke

Redaktion: Michaela Herold (Radio Bremen)

Leitung: Thomas von Bötticher (Radio Bremen)

Eine Produktion der Sendefähig GmbH im Auftrag von Radio Bremen für Das Erste © 2020

Rabiat – das junge Reportageformat von Radio Bremen

Das Reportageformat „Rabiat“ im Ersten gibt jungen Reporterinnen und Reportern die Möglichkeit, ihre Geschichte für ein großes Fernsehpublikum zu erzählen. Die Autorinnen und Autoren veröffentlichen ihre Reportagen seit 2016 als „Y-Kollektiv“ für funk, das Contentnetzwerk von ARD und ZDF. Sie sind preisgekrönt, nominiert, auffällig. Journalistinnen und Journalisten mit Haltung und Tiefgang im On, die auch mal voll in die Kamera sprechen, gehören zum Konzept. Der Fokus richtet sich auf die teilnehmende Beobachtung, das Kennenlernen, das Erleben. In drei neuen Reportagen, die ab dem 11. Mai 2020 montags im Ersten laufen, sind sie ganz nah dran: Die Macherinnen und Macher stoßen Zuschauerinnen und Zuschauern mit ihrer subjektiven Erzählweise auch mal vor den Kopf. Sie bauen Klischees in den Filmen auf, um sie postwendend zu brechen. Neue Sichtweisen sollen sich eröffnen. Die Filme wollen, sollen, ja sie müssen polarisieren, denn das macht gute Geschichten aus.

Die Corona-Krise hat gewaltige Auswirkungen auf das Leben in Deutschland und in der ganzen Welt. Auch die „Rabiat“-Reportagen von Radio Bremen bleiben davon nicht unberührt. In der neuen Staffel von „Rabiat“ hat das „Y-Kollektiv“ deshalb sein umfangreiches Drehmaterial bei funk/YouTube genutzt, um Geschichten im aktuellen Kontext neu zu erzählen.

Fotos sind unter ARD Foto ( https://www.ardfoto.de/index.phtml ) abrufbar.

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